Vorwort. Als ich die Entscheidung getroffen habe diesen Beitrag der Redaktion der Siebenbürgischen Zeitung anzubieten, war die dramatische Entwicklung in der Ukrainekrise nicht voraussehbar.

Als dann dieser brutale Krieg losbrach und den westlichen Demokratien ihre jahrzehntelangen Fehlentscheidungen vor Augen geführt wurden und sie aus ihren idealistischen Träumereien aufwachen lies, schien mir die Veröffentlichung zum diesem Zeitpunkt total unangebracht._

Nach langem Zögern und mit den Bildern von zwei Wochen brutaler Zerstörung, Vertreibung und unermesslichen Leid an der zivilen Bevölkerung in der Ukraine habe ich mich doch dafür entschieden. Der gewählte Titel, entstanden aus den Bildern unserer sächsischen Heimat, ist nach diesen Ereignissen umso mehr auf die Städte und Dörfer der Ukraine übertragbar. Martin Luther wird folgender Satz zugeschrieben:“ Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“.

Wie zutreffend, ergänzend und ermutigend wirken die Bilder von neugeborenen Kindern in den U-Bahn-Schächten von Kiew. Auch wenn die Welt nicht in einer Apokalypse, wie sie kein Hollywood Film jemals darstellen kann untergehen wird, hoffen wir auf eine symbolische Baumpflanzung der Mächtigen der Welt und die Beendigung dieses schrecklichen Verbrechens an der ukrainischen Bevölkerung.

Es kommen rund um die Uhr in die Wohnzimmer, der teilweise übersättigten und realitätsignorierenden Bevölkerung der westlichen Länder, Bilder unermesslichen Leids und barbarischer Zerstörung eines ganzen Landes und seiner unschuldigen Bevölkerung.

Väter verabschieden sich von ihren weinenden Frauen und Kindern auf Bahnhöfen wo sie die Angehörigen in die westliche Sicherheit entlassen.

Sie selber bleiben zurück, um ihr Vaterland zu verteidigen, dies mit der bangen Frage ob sie ihre Liebsten nochmals lebend sehen werden. Schwangere Frauen werden aus ausgebombten Kliniken herausgetragen, Städte und Dörfer vom Erdboden ausradiert, Tote aus eingekreisten Ortschaften in Massengräber verscharrt.

Gleichzeitig erleben wir ein Erwachen und totale Kehrtwende unserer Politik und Gesellschaft.

Die gleichen Amtsträger, die vor einiger Zeit die Abschaffung der NATO und sogar der Bundeswehr beantragt haben, erwachen aus ihren idealistischen Träumereien und fordern nun Maßnahmen die jede Nation braucht, um sich selber gegenüber unberechenbaren Despoten im Notfall verteidigen zu können.

Der einseitige und überstürzte Alleingang Deutschlands mit dem Ausstieg aus Atomstrom, Kohle und Gas, ohne dafür einen realistischen Ersatz zu haben, wird nun auch richtigerweise in Frage gestellt. Angesichts der Abhängigkeiten von russischer Energie, insbesondere vom Gas, was als Übergangstechnologie in die CO2 Neutralität führen sollte, wird wohl kaum einen Rückhalt in der Bevölkerung finden und möglicherweise auch ein Umdenken bewirken.

Nicht nachvollziehbar und total abwegig finde ich den Vergleich und Bewertung der Flüchtlingsströme von 2015 aus Nahost und Afghanistan und dem derzeitigen Exodus von Frauen, Kindern, Kranken und alten Leute aus der Ukraine. Damals waren, neben den wenigen wohl berechtigten und schutzbedürftigen Frauen und Kinder, die Mehrzahl der Geflüchteten junge Männer die ihre Heimat verteidigen hätten sollen und müssen.

Sie versuchten mit allen nur erdenkbaren Tricks und Desinformationen sich in den Sozialsystemen Europas ein bequemes Bleiberecht zu erschleichen. Selbstverständlich sind die damaligen Zögerer und Verweigerer dieser unbegrenzten Aufnahme heute die Nationen, welche die größte Hilfeleistung für die geflüchteten Frauen und Kinder aus der Ukraine erbringen. Die Anerkennung der Weltgemeinschaft für diese einmalige humanitäre Hilfe ist unumstritten, und sie sollte auch unsere Unterstützung und Hilfe uneingeschränkt erhalten.

Hoffen wir, dass in Kürze die Waffen schweigen werden, das Morden und Zerstörung einer Zivilisation die selbstbestimmt in Frieden und Freiheit leben will, ein Ende findet. Hoffen wir, dass Menschlichkeit, Nächstenliebe und gegenseitige Achtung der Völker stärker sein werden als jegliche despotische Tyrannei.

Kommen wir nun zu dem Beitrag “ Wenn Glocken nicht mehr läuten und Uhren nicht mehr schlagen“ wie ursprünglich angedacht.

Könnte man auf einer Einkaufsmeile die Frage stellen, womit man diese Aussage am Besten in Verbindung bringen möchte, ist es vorstellbar, dass die Meisten diese Bilder einem Italo-Western zuordnen würden. Mitten in einem verlassenen Dorf steht ein kleiner Kirchturm, wo eine einsame Glocke hängt, an der ein fürs Läuten viel zu kurzer Strick übrig geblieben ist.

Eine ganz in Schwarz gekleidete Frau zieht ein kleines Kind an der Hand, um es in ein schützendes weißgetünchtes Haus zu retten. Ein einsamer Reiter kommt aus der Ferne immer näher, wirbelt den Staub in den kalten Wind, der aus der Prärie vertrocknete Sträucher vor sich hertreibt. Dies mit der Untermalung von schrillen Klängen einer Mundharmonika, welche ein drohendes Unheil ankündigt.

Kennt man aber Siebenbürgen und die teilweise ausgestorbenen Dörfer der Siebenbürger Sachsen, ist diese Überschrift in vielen Fällen voll übertragbar. Glücklicherweise ist sie für einige Ortschaften nur zum Teil zutreffend.

Erreicht man die ehemals stolzen Siedlungen unserer Vorfahren über meistens schlechte Nebenstraßen, deren Unterhalt den Behörden nicht wichtig genug erscheint, eröffnet sich dem erwartungsvollen Blick das Bild von verfallenen Häusern, eingefallenen Dächern und ausgestorbenen Straßen.

Als krassen Kontrast daneben, in grellen Farben gestrichen, die herausgeputzten und somit geretteten Anwesen der heimwehgeplagten Auswanderer.

In den verlassenen Kirchenburgen finden keine Gottesdienste mehr statt, die Glocken sind verstummt, da es keine Bereitwilligen gibt, welche diese schwere Aufgabe weiterführen.

Die Zeiger der Turmuhr sind irgendwo auf dem noch kaum sichtbaren Ziffernblatt eingerostet und hängengeblieben.

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Kirchgang in Schönberg, Grafik von Helfried Weiss, 1981

Es gibt keinen Reiter mit großem Sombrero aus den beliebten Western, aber den typischen Pferdewagen mit den abgefahrenen Autoreifen, der ärgerlicherweise in jeder Dokumentation über Siebenbürgen zu sehen ist.

Schlimmer noch, wenn nur ein einziges, meist abgemagertes Pferd an der Doppeldeichsel einen Wagen zieht, auf dem ein paar ungepflegte, gelangweilte Männer, meist erkennbar erheblich alkoholisiert, an der Kamera vorbeigleiten.

Die Frau mit dem Kind am Arm, sie ist nicht schwarz sondern bunt gekleidet. Sie ist in den 90er Jahren aus der bescheidenen Behausung vom Dorfrand in ein leerstehendes Haus mitten im Dorfkern eingezogen. Seine Besitzer, dem Ruf der Freiheit folgend, haben ihr Hab und Gut aufgegeben, um ihre Zukunft im Land ihrer Väter in Deutschland zu gestalten. Herrenlose Hunde liegen in der Mittagssonne auf dem Gehweg oder auf der Straße, bis sie mit einem Fußtritt von einem Dorfbewohner, für den Tierschutz und Tierwohl noch nie ein Begriff war, erbarmungslos weggejagt werden. Glücklicherweise gibt es aber auch einige tierliebende Zeitgenossen, welche diese unschuldigen und herrenlosen Geschöpfe vor dem Hungertod retten.

Was ist für Schönberg, meiner Heimatgemeinde in den Hügeln neben dem Harbachtal von den geschilderten Bildern zutreffend? Je nach Sichtweise, das Eine oder das Andere. Die große Glocke läutet nicht mehr und die Turmuhr ist schon lange außer Betrieb. Der Einkaufsladen mit dem Wirtshaus, gebaut von dem berühmtem Siebenbürgischen Architekten Fritz Balthes aus Schäßburg, jetzt Eigentum von Privatpersonen der Stiftung des englischen Kronprinzen Charles, einst Mittelpunkte des gesellschaftlichen Lebens, geschlossen und dem Verfall überlassen. Der Kapellenturm auf dem Friedhof, der ständige Wächter über den Gräbern unserer Familien droht einzustürzen, seine stabilen Eichenstützen sind von Regen und Pilzen zerfressen. Das überaus architektonisch einmalige Pfarrhaus steht leer, Feuchtigkeit dringt durch seine Mauern, die Glasscheiben an den Fenstern zum Teil zersplittert, Sträucher und Blumen verwildert.

Ähnliche Zustände gibt es mit Sicherheit auch in anderen Siebenbürgischen Dörfern, von wo die meisten Sachsen ausgewandert sind. Dieser Tatsache kann und muss uns alle beschäftigen. Das wertvolle Erbe soll und darf nicht in so kurzer Zeit dem Verfall preisgegeben werden, nicht solange die Generationen leben, die eine geistliche und morale Verbindung zu ihren Wurzeln haben.

Es ist jedem von uns überlassen, ob er sich dem Erben unserer Vorfahren verpflichtet fühlt oder durch persönliche, sehr oft dramatische Ereignisse in den kommunistischen Herrschaftsjahren, davon Abstand nehmen will.

Obwohl ich auch manchmal erhebliche Zweifel habe ob sich der finanzielle und auch zeitaufwendige Einsatz letztendlich lohnt, um das Wertvollste noch eine Zeit zu erhalten, habe ich mich dafür entschieden, alles was in meinen Kräften steht dafür zu mobilisieren.

Ausschlaggebend für diese Entscheidung war der Besuch in meinem Geburtsort im Herbst 2019 anlässlich einer Jahresfeier des Abiturs in Agnetheln und die vorgefundenen Zustände.

Um den androhenden Einsturz der Kapelle im Friedhof, mit unvorhersehbaren Folgen für die anliegenden Gräber zu vermeiden, wurde ein Projekt in die Wege geleitet und im Herbst 2021

einer Baufirma übergeben. Die Kosten sind anteilsweise von der HOG und einer Privatspende übernommen worden.

Wie bei jedem Aufenthalt in Schönberg, habe ich auch Frau Herberth Hedwig, unsere liebe Hedi Tante besucht. Sie ist vielen im Agnethler Raum nicht nur als talentierte Orgelspielerin, sondern auch als Malerin und solange ihre Kräfte gereicht haben, als eine kompetente Touristenführerin in Schönberg gewesen.

In einem langen emotionellen Gespräch über die schönen Zeiten meiner Kindheit, ihrer tiefen Freundschaft zu meiner Mutter, leitete sie ganz unauffällig die Diskussion auf die Gegenwart.

Nachdem die Gottesdienste in Schönberg ausgefallen waren, hat sie den Schlüssel zur Kirchenburg bewahrt, Touristen in die Kirche begleitet. Sie war auch die Ansprechperson für das letzte Glockengeläut, gewünscht von einem Schönberger Gemeindemitglied das in Deutschland zu Grabe getragen wurde.

Nun erzählte sie mir, dass die große Glocke nicht mehr geläutet werden kann. Ein senkrechter Riss, mehrmals mit ungeeigneten Lösungen in der Vergangenheit repariert, hatte sich ausgeweitet und die Glocke unbrauchbar gemacht.

Sie hat über Jahrhunderte das Schönberger Gemeindeleben gestaltet und begleitet.

Ihr würdevoller Klang hat den meisten von uns den Lebensweg von der Taufe bis zur Konfirmation und Trauung, ja unsere verstorbenen Angehörigen auch auf den letzten Weg auf den Friedhof begleitet.

Als ob sie gefühlt hätte, dass sie nach dem großen Exodus der 90er Jahre ihrem ungewissen Schicksal überlassen wurde, hat sie ihren wundervollen Klang nach und nach eingestellt.

Die Hedi Tante bedauerte sehr, dass bei ihrer Beerdigung, sie erfüllt in diesem Jahr das stolze Alter von 95 Jahren, nicht alle drei Glocken in Schönberg läuten würden.

Was blieben beim Anblick dieser Frau für Alternativen übrig, außer dem Versprechen, alles zu unternehmen, um ihren letzten Wunsch zu erfüllen, die Glocke an den Tag, wenn sie selber sie nicht mehr hören würde, wieder zum Klingen zu bringen.

Um nach möglichen Lösungen zur Wiederbelebung der Glocke zu suchen, wurde der Kontakt zum Europäischen Kompetenzzentrum für Glocken ECC-ProBell an der Hochschule Kempten in Person von Dr.-Ing. Dipl-Theol. Michael Plitzner aufgenommen. Die Geschichte der Glocke, sie wurde im Jahre 1596 in Wien gegossen.

Das Schicksal der Schönberger Dorfgemeinschaft, der Einsatz seiner ausgewanderten Mitglieder für die Rettung der Glocke, hat in tief beeindruckt und seine Unterstützung bewirkt.

Nach seiner Beurteilung gab es nur zwei Lösungen, um die Klangqualitäten wiederherstellen zu können; Schweißung in einer Spezialfirma oder ein Neuguss.

Entsprechend seiner professionellen Erfahrung hat er dafür den Kontakt mit Herrn Grassmayr vermittelt. Herr Grassmayr ist Inhaber der gleichnamigen Glockengießerei in Innsbruck Österreich. Bei ihnen wurde auch die größte freischwindende Glocke der Welt für die neue Kathedrale in Bukarest berechnet, künstlerisch gestaltet und gegossen. Eine wunderbare Dokumentation auf YouTube, die unter dem Link https://youtu.be/0tTT4w-6XLk abrufbar ist, zeigt die beeindruckende Geschichte der Firma und die Entstehungsgeschichte dieser einmaligen Glocke.

Herr Grassmayer hat anhand von Fotos, die Möglichkeit einer Rettung der Glocke durch Schweißung in seiner Firma in Linz als machbar eingestuft.

Unter Berücksichtigung des speziellen Schicksals der Siebenbürger Sachsen und der Geschichte der Glocke, hat Herr Grassmayr eine sehr großzügigen Eigenbeteiligung in Höhe von 25% an den Reparaturkosten angeboten. Nach Abzug dieser einmaligen Spende verbleibt für die Schweißung der Glocke ein Betrag von 8.500 €, darin enthalten auch 20% MwSt.

Im Angebot ist neben dem professionellen Schweißen, einer Metall- und Tonanalyse auch ein neuer Klöppel mit neuer Aufhängung in Edelstahl vorgesehen, dies als Voraussetzung einer einwandfreien und garantierten Funktion der Glocke.

Laut Experten ist nicht selten ein ungeeigneter, meistens zu schwerer Klöppel, die Ursache für Glockenrisse. Um den Gesamtaufwand für dieses Vorhabens zu ermitteln, war der Aufwand für den Abbau den Transport und Inbetriebnahme der Glocke nach der Schweißung erforderlich.

Das eingeholte Angebot von einer Spezialfirma aus Rumänien betrug ca. 6000 €, davon allein 2700 €

für eine Krananmietung, ohne den ein sicherer Ab- und Aufbau der Glocke nicht möglich ist.

Addiert man die beiden Angebote, so ergibt sich eine Gesamtsumme für die Reparatur der Glocke von ca.14.500 €.

Ein Neuguss der Glocke, der auch bei der Fa. Grassmayr angefragt wurde, ist für die Summe von 21.678 € angeboten worden. Dazu muss noch der Aufwand für den Transport und Einbau, den man mit ca. 5.000€ ansetzten könnte, um dann einen Gesamtbetrag von ca. 27.000 € für eine neue Glocke mit neuer Bronze zu ermitteln.

Von der Einschmelzung der Glocke zur Kostenreduzierung wurde wegen ihrem historischen Wert dringend abgeraten.

Für eine noch lebendige Kirchengemeinde in Westeuropa wären dies bestimmt überschaubare Aufwände. In Siebenbürgen hingegen, wo die kirchlichen Einrichtungen in den Dörfern meistens nur durch Spenden finanziert werden, sehr wohl. Im Falle unserer Heimatgemeinde Schönberg, wo keine Gottesdienste mehr abgehalten werden, es nur noch etwa 5 sächsische Personen gibt, wird die Beschaffung dieser Summe, welche ausschließlich aus Spenden der ehemaligen Gemeindemitglieder besteht, wohl nicht umsetzbar sein.

In Anbetracht dieser Fakten und mit der drohender Gefahr einer Spaltung der Glocke bei Nichtbeachtung eines totalen Läutverbots vor Auge, wurde zur Absicherung der Glocke die Anbringung eines Stahlrings an dem Schlagring der Glocke als schnelle und kostengünstige Lösung vorgeschlagen. Durch die Ovalität der Glocke hat sich eine Schweißkonstruktion aus drei Segmenten angeboten. Für die Durchführung der beiden Projekte „ Stabilisierung der Großen Glocke“ und

„Maßnahmen zur Sanierung der Friedhofskapelle“ wurde die Genehmigung vom Bezirkskonsistorium der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien angefordert.

Nach Eingang der Zustimmung (mit der Bemerkung „ auf eigene Kosten“) wurde ein Ablaufplan zur Umsetzung der Vorhaben erstellt

Der Ring wurde nach Schönberg überstellt und am 30. August letztes Jahr erfolgreich eingebaut. Wie geplant, wurden Tonaufnahmen der Glocke vor und nach dem Einbau des Sicherungsrings vorgenommen. Der Vergleich der Aufnahmen zeigte eine unwesentliche Verbesserung. Die allgemeine Bewertung der Anwesenden und Frau Pfarrerin Astrid Hofmann war dass die Glocke nicht mehr verwendet werden kann. Dies ohne Ring wegen dem unmöglichen Klang und der Zerstörungsgefahr und genauso mit dem Ring wegen der einer Glocke unwürdigen Klangqualität.

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Nach Jahrhunderten treuen Diensten hängt sie nun geschützt in dem alten Gebälk und wartet in ihrem Dornröschenschlaf auf eine Lösung, damit ihr Klang von dem Kirchturm wieder über die Schönberger Hauser, Berge und Täler klingen kann. Foto: Johann Stürner

Da derzeit die finanziellen Mittel für die Reparatur der Glocke oder Neuguss über Spenden der HOG

Mitglieder nicht umsetzbar ist, war die Suche nach einer Alternative gefragt.

Die Recherchen führten zu einer, zugegeben nicht ganz konventioneller Lösung, welche bei Kirchen bei denen das Glockengestühl der Belastung der Glocken nicht mehr standhält, kein elektrischer Antrieb oder kein Personal zur Bedienung der Glocken vorhanden ist.

Es handelt sich um ein automatisches elektronisches Glockengeläut. Solche Lösungen werden bereits in ganz Europa verbaut. Die Anlage besteht aus einem Zentralmodul und zwei oder vier Speziallautsprecher. Nach Aussage der Hersteller kann sie den Klang mehrerer Glocken naturgetreu wiedergeben, dies in der erforderlichen Lautstärke. Auf Kundenwunsch kann der Originalton der eigenen Glocken in das System übernommen werden. Die Anlage kann mit einer Vielzahl von Funktionen nach eigenem Wunsch programmiert werden.

Sie kann zusätzlich, unabhängig von einer Uhr, auch den Stundenanschlag autonom übernehmen, da sie über das GPS Signal über die genaue Zeitinformation verfügt. Ein unverbindliches Angebot vom letztes Jahr bestehend aus einem Zentralmodul und vier Lautsprechern die im Glockengestühl montiert werden, lag bei 5300 €.

Dazu kommen noch die Kosten vom Installationsmaterial in Höhe von ca. 500€. Der Einbau kann in Eigenregie mit Unterstützung von einem Elektriker oder Elektroniker erfolgen. Zusätzlich zur Problematik der Glocken stellt sich den Schönbergern die Frage bezüglich der schon seit längerer Zeit ausgefallenen Turmuhr.

Neben der Notwendigkeit einer mechanischen Generalüberholung, für die auch die finanziellen Mittel fehlen, blieb die Frage der Bedienung der schweren Gewichte, die periodisch für den Betrieb aufgezogen werden müssen, keine Lösung ab.

Die Kirchenburg ist derzeit glücklicherweise der Architektur Universität Ion Mincu aus Bukarest zu Forschungszwecken überlassen.

Somit ist sie erfreulicherweise in einem relativ guten Zustand.

Das Betreuungspersonal der Universität ist aber für das Glockengeläut und den Betrieb der Uhr nicht zuständig.

Ein namhafter Uhrenbauer wurde um einen Lösungsvorschlag unter der Berücksichtigung der Gegebenheiten vor Ort gebeten. Der Wunsch war ein Umbau der Uhr und des Antriebs, bei dem die Funktion weitgehend selbständig ohne menschlichen Eingriff erfolgen sollte. Der dafür erforderliche elektrische Aufzug der Gewichte wurde als zu aufwendig eingestuft. Zusätzlich würden noch aufwendige Reparaturarbeiten und der Austausch der Verschleißteile anfallen, dies ohne eine langzeitige Funktionsgarantie.

In Anbetracht dieser Fakten, wurde von dem Experten der Einbau eines elektrischen Uhrwerks vorgeschlagen. Es wurde ein Angebot in Höhe von 7500 € von einer renommierten Firma eingeholt, darin enthalten auch die Kosten für zwei Schlagmechanismen für den Glockenschlag.

Als die Uhr noch funktionierte, erfolgte der Stundenanschlag an der Großen Glocke. Diese könnte weiter dazu verwendet werden, klingt aber sehr schlecht. Der Anschlagmechanismus bei beiden Glocken ist relativ alt und nicht im besten Zustand. Somit besteht die Befürchtung, dass es bei dieser Technik zu Ausfällen bzw. zu Reparaturkosten führen wird, Aufwand den kaum jemand übernehmen wird.

Diese Funktion könnte von dem elektronischen Glockengeläut übernommen werden und somit die Kosten für die Schlagmechanismen eingespart werden. Ein entsprechendes überarbeitetes Angebot liegt bei 4800€, also erheblich günstiger.

Durch eine Systemlösung, bestehend aus einem elektronischen Glockengeläut und einem elektrischen Antrieb der Turmuhr ohne mechanischem Schlagmechanismus ergeben sich neben einer erheblichen Kosteneinsparung folgende Vorteile:

a. Die elektrische Turmuhr ist praktisch wartungsfrei. Ein Eingriff zur Sicherstellung der Funktion nicht erforderlich.

b. Eine funktionierende Turmuhr, sichtbar für die Gemeinde und Durchreisende, ist das Zeichen einer noch lebendigen Gemeinde.

c. Das elektronische Glockensystem kann naturgetreu den Klang von bis zu 5 Glocken wiedergeben. Ein harmonisches Läuten mehrerer Glocken ist nach dem Ausfall der großen Glocke wieder vernehmbar. Nach Wunsch kann der Klang der eigenen Glocken in die Anlage übernommen werden.

d. Die Programmierung ist sehr umfangreich. Neben der taggenauen Jahresprogrammierung des Läutsystems, können viele zusätzliche Funktionen implementiert und zeitgenau gesteuert werden.

e. Der Glockenschlag einer Uhr ist elektronisch abspielbar, eine extra Uhr und der mechanische Glockenanschlag sind nicht mehr erforderlich.

f. Durch ihre GPS Steuerung justieren sich beide Anlagen nach Stromausfall von selbst.

g. Alle Komponenten der Anlagen sind optisch am Turm nicht sichtbar. Sie können wann immer ausgebaut werden und wenn erforderlich, der Ursprungszustand wiederhergestellt werden.

h. Die Bronzeglocken und die mechanische Uhr können in dem derzeitigen Zustand an Ort und Stelle konserviert werden.

Für die Umsetzung dieser Projekte hat der Vorstand der HOG Schönberg um Spenden gebeten.

Die bisher eingegangenen Beträge sind leider für die Umsetzung dieser Vorhaben bei weitem nicht ausreichend. In der Hoffnung auf diesem Wege möglicherweise neue Spender zu erreichen, bittet der Vorstand der HOG Schönberg im vollen Bewusstsein der derzeitigen schwierigen Situation in der Ukraine und ganz Europa um ihre Hilfe in Form einer Spende auf folgendes Konto:

Kontoinhaber : HOG Schönberg e.V. bei der Landesbank Baden Württemberg; IBAN: DE21600501010008852092, BIC: SOLADEST600 mit dem Verwendungszweck "Projekte Schönberg"

Sollte uns dieses Vorhaben gelingen, kann Schönberg das Pilotprojekt für alle evangelischen Kirchengemeinden im Siebenbürgen und sogar im katholischen Banat werden, wo sich identische oder ähnliche Zustände vorfinden.

Johann Stürner, Ulm , März 2022

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